Nach dem Verkehrsaufkommen um San Francisco hatte ich eine grosse Sehnsucht nach leeren Strassen und wählte deshalb eine Route Richtung Osten über die "einsamste Strasse der Welt" und weiteren "scenic drives", Übernachtungen waren in Ely, NV und Beaver, UT, bevor ich schliesslich in Green River, UT, gelandet bin, wo ich ein paar Tage bleiben will, unter anderem, um einen Ausflug nach Moab mit den beiden Nationalparks Canyonlands (der mit dem Schuh) und Arches (der mit den Naturbrücken) zu machen. Erstmal aber kämpfe ich mit den Elementen, dann nach einer Sturmwarnung pfeift es hier heftig, ich habe noch Glück, dass ich in einer geschützten Ecke mein Zelt aufgeschlagen habe, und das Motorrad muss wie immer Windschutz spielen. Also los auf die einsamste Strasse, die gar nicht so einsam war, pro Stunde bin ich mindestens 2 Autos, 1 Motorradfahrer und einem Fahrradfahrer begegnet.

Ungefähr so gings dann los, und es war einfach nur herrlich, weite Sicht und meistens geradeaus. 
Manchmal führte die Strasse durch halbe Salzseen oder Sandwüsten, kein Mensch kann das alles in Fotos abbilden, ein Rausch (jedenfalls für mich). 
Unterwegs im nirgendwo dann eine nette Kneipe, in der ich einen Standard Hamburger für 3.99 $ gegessen habe, ausnahmsweise, nur war der Hamburger schon ein bisschen dicker als bei McDonalds, jedenfalls habe ich den Mund nicht weit genug aufgekriegt, um reinzubeissen, also immer nur Teile. Vielleicht liegts ja an dem geschlossenen Mund beim Fahren. Woran erkennt man den freundlichen Motorradfahrer? An den Fliegen zwischen den Zähnen.
Natürlich waren auch wieder ein paar Harleys da, ich habe aber meine Maschine tatsächlich schon 3mal gesehen.

Im Innern sah es ein bisschen wüst aus, aber das gehört zur Show, Die von der Decke hängenden Lappen sind übrigens Dollarscheine.
Und wieder auf den Highway, den ich jetzt mal kommentarlos vorüberziehen lasse.

Und dann, am Übernachtungsort Ely, den ich gar nicht geplant hatte, habe bloss vorher nix passendes gefunden, hab ich mal versucht, einen Vogel zu fotografieren, aber näher als zu sehen liess er mich nicht herankommen. Diese Vögel gibts hier überall, weiss aber nicht wie er heisst. Sein Zwitschern kann ich aber schon gut erkennen.
Was folgte, war wieder ein grossartiger Tag, von Ely, NV nach Beaver, UT.
Und das wäre wohl eher was für Moritz. Bin ich froh, dass ich immer gute Teerstraßen unter den Rädern habe. Überhaupt sind die Strassen in eiunem guten Zustand, Kalifornien mal ausgenommen, aber die waren zuletzt ja ziemlich pleite.
Da ist gerade ein Porschefahrer an mir vorbeigefahren, erlaubt sind hier 70 Meilen gleich 112 km/h, es gibt auch Strassen mit 75 und neuerdings mit 80 Meilen, ungefähr 130 km/h. Früher war nicht alles schöner, aber die allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung von 55 Meilen, 89 km/h, würde mir besser gefallen, ich fahr nämlich nicht gern schneller. Aber alle anderen, und so bin ich immer schnell der Schlangenkopf, was aber auf den einsamen Strecken nicht weiter stört. Wo keine Autos, da keine Schlange.
In Beaver, UT, habe ich dann eher zufällig ein nettes Camp gefunden, und es hat auch nur 12 Dollar gekostet, leider eine Ausnahme in diesen Tagen. Ein State Camp in der Nähe wollte sage und schreibe 18 Dollar, und das mit Plumpsklo und ohne Duschen. Wermutstropfen bei meinem Camp: kein WiFi. Aber selten keins auf privaten Campingplätzen.
Ich frage ja immer unter Hinweis auf mein Alter nach Tisch und Bank (gibts wirklich fast überall, ist schon sehr kommod). Dieser Mann fragte mich wie alt ich bin und sagte dann, dass er 84 ist. Seither lass ich den Spruch. Der Mann hat dann noch den Rasen auf meinem Platz gemäht, angenehmer Untergrund.

Eigentlich fürchte ich mich auf dieser Reise immer nur vor zwei Sachen: Eine Panne am bike oder ein Loch im Luftbett. Zu meinem Glück, sollte ich sagen, war es nur das Luftbett, was mich am Abend im Stich liess. Zu spät, noch irgendwo hinzufahren und eins zu kaufen. Ich stand also vor der Wahl, jede Stunde Luft nachzupumpen oder auf dem harten Boden zu schlafen und habe mich dann aus Faulheit für letzteres entschieden. Hätte der bloß den Rasen nicht gemäht, aber zu meiner Überraschung habe ich dennoch einigermaßen geschlafen. Am nächsten Tag hatte ich deshalb 100 km extra nach Cedar City zu fahren, wo ich in einem Walmart zwei (ja, richtig gehört, zwei) Luftbetten erstand. ich bin jetzt wahrscheinlich der einzige Reisende weltweit, der ein Ersatzluftbett spazieren fährt (endlich ein Alleinstellungsmerkmal!). Die Lebensdauer dieser Betten ist 4 bis 6 Wochen, aber sie sind ja auch sehr billig. Noch zu anderen Reisenden: Praktisch kaum einer fährt so wie ich, aber Fahrradfahrer gibt es eine ganze Menge, hat ja schon Moritz berichtet. Vielleicht machen sich ja mal alle Chinesen auf eine Weltreise.
Den Wegweiser habe ich nicht gebraucht, aber war mal ganz interessant. Die nächste Etappe führte dann am Bryce Canyon vorbei über die Grand Staircase Escalante, mit Übernachtung in Escalante. Landschaftlich ganz ungeheuer, und irgendwann wurde es dann rot.

Aber dann auch wieder zurück auf die großen weiträumigen Landschaften, da steh ich drauf.
Konnte mich hier nicht entscheiden, welches Bild ich nehmen sollte, also beide. Manchmal gings auch aufregend in Kurven rauf und runter, und ich habe als lausiger Kurvenfahrer meinen neuesten Trick angewandt, wenn die Kurve scheinbar zu eng wird und man sich nicht mehr weiter runterwinkeln traut (obwohl es immer noch geht). Also Knie raus und schon ist die Kurve dein Freund. Unter den ganzen Lebenshilfen, die einem heute so angeboten werden, würd ich vielleicht am ehesten einen Kurvenfahrkurs machen. Jetzt weiss ich auch, warum ich so bin, wie ich bin, ich habe Alexithymie!!!! Heisst Gefühlsblindheit und wurde im Zusammenhang mit Thilo Sarrazin genannt. Frag mich ja schon seit Jahrzehnten, warum mir Zahlen und Fakten mehr bedeuten als Angela Merkel. Aber das nur am Rande.

Noch ein paar Impressionen, unter anderem von einem Strassenstück, wo es links und rechts sehr weit runter geht, und auch die Asiaten haben ihre Freude. Felix A. wird sich vielleicht noch erinnern, jedenfalls fährt man an einer solchen Stelle sehr, sehr, diszipliniert.
Dann wieder auf normalen Strassen bis zu einer netten urigen Tankstelle.
Hier sass ein bärtiger Mann, leider kein Foto, und wir kamen ins Gespräch.
Ich fragte ihn, ob er in dem Airstreamer wohnt und vielleicht Jack Palance heisst. da gibt es doch diesen Film "Out of Rosenheim", da gabs so eine Situation. Er kannte den Film nicht und verstand dementsprechend meine Frage nicht, aber es stellte sich heraus, dass er nur für einen Tag von Salt Lake City hierher in die Berge gefahren war. Witzigerweise ist er Ingenieur für Lichtsignalanlagen, also quasi Kollege. Ich habe mich dann noch mit einem Paar aus Aichach unterhalten, die sich über das Dachauer Nummernschild wunderten, aber nach 3 Minuten waren wir in der deutschen Politik und bei der Rente, konnten dann aber herzlich drüber lachen, als ob es dort nix interessanteres gäbe.
Dann gings über einen fast 3.000 m hohen Pass, und die Temperatur fiel bis auf 5 Grad, habe aber meine fingerlosen Handschuhe nicht gewechselt, aus Trotz, dachte mir, solange es noch weh tut, sind sie nicht erfroren. Beim Runterfahren läßt dann auch immer der Schmerz so schön nach. Apropos Fingerkuppen. Die haben ja schon so einiges mitgemacht, Fingerabdrücke könnte ich keine mehr abgeben, dafür fühlen sie sich jetzt an wie die Hakenseite eines Klettverschlusses, kann fast damit Kleidungsstücke aufheben. Man rät mir es mit Creme zu versuchen, aber warum denn? Jetzt noch was Rotes aus der Gegend des Capitol Reef Nationalparks.
Und zum Schluss noch ein paar Impressionen überall, weiss gar nicht mehr wo das im einzelnen war.

Und Ganz zum Schluss noch ein Selbstauslöserfoto, wo man sieht, dass man schon richtig autofokussieren muss. Aber immerhin sieht man, dass die Strassenbeläge meistens eher rauh sind. 
Jetzt geh ich noch in die etwas heruntergekommene Main Street von Green River, UT, und mach mal eine Serie über den Verfall der Städtchen entlang der Autobahnen. Das Thema hatten wir schon mal, in Alamogordo, NM, aber ich möchte das noch ein wenig vertiefen. Morgen dann, wenns der Wind zuläßt, die Runde um Moab, dann Bike waschen und am Montag weiter Richtung Salt Lake City. Bis dann.
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